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Inhaltsverzeichnis

Kapitel IWie alles begann16
Kapitel IIWarum sich alle Vorhersagen der Wahrsagerin Spara erfüllen34
Kapitel IIIWie Teofania di Adamo zum Giftrezept kam74
Kapitel IVDer erste Mord - ihr eigener Bruder114
Kapitel VDer Handel beginnt136
Kapitel VIBarmherzigkeit165
Kapitel VIIBöses muss bestraft werden175
Kapitel VIIIKein schlechtes Gewissen222
Kapitel IXSeltsame Vorgänge233
Kapitel XSanta Nicola di Bari239
Kapitel XIKönigin Christina von Schweden254
Kapitel XIIAufschwung284
Kapitel XIIIDie Sache kommt ins Rollen300
Kapitel XIVDie Flucht ist zu Ende318

 

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Rediroma Verlag

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ISBN: 978-3-96103-978-4
Preis: 12,95

Teofania - Erbarmungslose Hilfe [Leseprobe]

Die größte Massenmörderin aller Zeiten



Kapitel 1

Wie alles begann

Paolo war ein begüterter Obsthändler in Palermo.

Er war seit 15 Jahren mit seiner bildhübschen, attraktiven Frau Lisa, die aus Norditalien stammte, verheiratet. Anfangs war es heiße Liebe; mit den Jahren hat sich diese jedoch abgekühlt, nachdem die beiden Eheleute einen sehr unterschiedlichen Charakter hatten. Es kam immer wieder wegen Kleinigkeiten zu wildem Streit, der oftmals kurz vor Handgreiflichkeiten endete. Paolo betonte oft bei seinen Freunden am abendlichen Stammtisch in der Taverne: `Eines Tages werde ich sie noch umbringen!´.

Nach einer gewissen Zeit fing Lisa plötzlich zu kränkeln an. Sie führte ihren Gesundheitszustand zunächst auf eine Magenverstimmung, dann auf eine Erkältung zurück. Die ehelichen Streitigkeiten nahmen nicht zuletzt aus diesem Grunde etwas ab und Paolo bemühte sich sehr um seine ehemals schöne Gattin. Doch es gelang ihm nicht ihren Krankheitsverlauf zu stoppen.

Zwischendurch war es unvermeidlich, dass die

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Streitereien wieder neu aufflammten und Paolo begab sich sodann zu Pater Petro Alfaris, dem Ortspfarrer, um ihm seine ehelichen Schwierigkeiten zu beichten. Er gestand dem Geistlichen, dass er es wohl nicht mehr lange aushalten könne, von einer Frau, die ihren Krankheitszustand vermutlich vorschützte, ständig mit unhaltbaren Vorwürfen bedacht zu werden.

Viola Teofania, eine Freundin von Lisa besuchte diese oft am Krankenbett, reichte ihr Tee und stärkende Fleischsuppen, was letztendlich am miserablen Gesundheitszustand der Ehefrau Lisa nichts ändern konnte. Im Gegenteil: sie wurde schwächer und schwächer.

Nach wieder einmal heftigem, lautstarken Streit, mit seiner Lisa, den sämtliche Nachbarn bemerken mussten, schlug Paolo total genervt die Haustüre zu … und in diesem Moment gab die bettlägerige Lisa ihren Geist auf, - sie verstarb.

Der Hauspfarrer, Pater Petro, hatte einen schlimmen Verdacht und meldete diesen an den Magistrat der Stadt Palermo. Dort nahm sich Pascal Domiti der Sache an. Er hatte schon des Öfteren bei zwielichtigen Todesfällen oder entsprechenden Unfällen nachgeforscht, um die jeweiligen tatsächlichen Ursachen festzustellen. Handelte es sich hier um einen normalen Tod aus Krankheitsgründen oder stand vielleicht eine

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Straftat dahinter?

***

„Öffne sofort die Tür!“, rief Commissario Luigi, während er vorsichtig mit dem Mittelfinger seiner rechten Hand an die stabile Holztür der Via Tomasi Nummer 43 klopfte. – Es rührte sich nichts.

„Hörst Du mich nicht!?“, schrie Luigi mit lauter Stimme und pochte endlich mit der Faust gegen das Portal des Hauses.

„Was soll denn der Lärm, morgens um fünf Uhr?“, hörte man eine verschlafene Stimme aus dem Inneren des Hauses.

„Ich bin`s, Luigi. Lass mich rein. Ich muss mit dir reden!“, rief Luigi und räusperte sich, denn seine Stimme war inzwischen ganz heiser vom Geschrei.

Schlürfende Schritte waren zu vernehmen, die sich unter ständigem unwirschen Gemurmel des Gemüsehändlers, der Haustüre von innen näherten.

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„Was willst du so früh?, fragtte Paolo wiedeerholt.

„Lass` michh erst einmal reein!“

Als unmittellbar hinter demm Commissariio zwei PPoliziotti auftauuchten und Paaolo die Tür eiinen SSpalt geöffnet hatte, drücktee Luigi gewaltsaam die HHaustür auf unnd die drei Einndringlinge stannden zu so früher Stundde plötzlich imm Flur des Gebbäudes, ddas innen elegaanter eingerichhtet war, als ess die schlichte Außenfassade vermmuten ließ.

„Im Namenn seiner Excelllenz, unseres HHerzogs, verhaafte ich dich hiiermit – gib miir deine HHände, damit iich dir die Fauustfessel anlegeen kkann.“

„Was soll ddas…??...“, stieß Paolo atemlß os hhervor, „…waruum willst du mmir die Fesselzaange aanlegen? Wir ssind doch alte Freunde, was habe icch verbrochenn?“

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Handschellen, auch Handfesseln oder Handschließen, im früheren Polizeiund Vollzugsdienst als Fesselzange (für beidarmige Fesselung) bezeichnet, umgangssprachlich auch `Acht´ oder `Achter´ genannt, dienen zur Fesselung der Hände von Personen. Sie bestehen aus zwei miteinander verbundenen Metallringen, welche um die Handgelenke gelegt werden. Die Sicherung findet bei modernen Varianten mittels Einrasten in einen Schließmechanismus statt, welche durch Schlüsseldrehung wieder entsperrt wird.

Im Mittelalter bestanden Handschellen aus je halbkreisförmig gebogenen Bandeisenhälften, die mit Schlössern oder einfachen mechanischen Vorrichtungen (wie gehämmerte Nieten) fixiert wurden und mit einer Kette verbunden waren. Während im 19. Jahrhundert in Europa (insbesondere Großbritannien) noch hauptsächlich Handschellen mit außen liegendem Klappschloss mit einem federgelagertem Schraubgewinde (sogenannte Darby-Type-Fesseln) vorherrschten, wurden in den damaligen Vereinigten Staaten von Amerika ab den frühen 1860er Jahren mehr und mehr Handschellen mit `modernen´ Schlossmechanismen eingeführt. Erfinder und Hersteller wie John J. Tower und Edward D. Bean leisteten hier Pionierarbeit.

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Erste Handschellen mit anderen mehreren Verschlusspositionen kamen ebenfalls im

19. Jahrhundert auf. Handschellen werden zusammen mit Fußschellen oder Bauchketten auch im Rahmen von verbundenen Fesselkombinationen z. B. beim Gefangenentransport eingesetzt. Bei den meisten Handschellen und auch Fußschellen der einzelnen Hersteller werden Standardschlüssel, die zwischen unterschiedlichen Exemplaren, auch von verschiedenen Herstellern, austauschbar sind, verwendet. Ergänzend werden im Strafvollzug zur Sicherung von Gefangenen häufig Vorhängeschlösser verwendet, die ebenfalls mit den regulären Standardschlüsseln zu betätigen sind. Außerdem gibt es Hochsicherheits-handfesseln und entsprechende Fußfesselpendants mit individuellen Zylinderschlüsseln. So wird mit relativ einfachen Mitteln eine ziemlich sichere Fesselung erreicht; Gefangene können die Fesseln nicht selbst lösen, auch wenn sie einen Standard-Handschellenschlüssel besitzen. Ein Nachteil besteht aber darin, dass die Bewegungsfreiheit empfindlich eingeschränkt wird und die Fesseln aufgrund der unnatürlichen Haltung der Arme rasch zu schmerzen beginnen. Der Einsatz solcher Sicherheitsverschlüsse wird daher

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gelegentlich unter dem Aspekt des Verbots grausamer und unmenschlicher Behandlung diskutiert, was im vorliegenden Falle nicht in Betracht kam. Die Methoden, den Delinquenten festzusetzen, waren damals weniger human als heute.

Paolo wurde blass bis in die Haarspitzen. Er konnte sich keinen Reim auf das Verhalten seines alten Bekannten und Freundes Luigi machen. Sie waren beide gleich alt. Sie waren zusammen zur Schule gegangen, hatten ihre Streiche zusammen ausgeheckt und zusammen viel Spaß, insbesondere bei den Hafenarbeitern und Seeleuten im Hafen von Palermo, gehabt.

Als der kleine Gefangenenzug das Stadthaus erreicht hatte, in welchem die Polizeipräfektur ihre Büros hatte, bat Luigi die beiden WachMänner vor der Bürotüre zu warten. Er selbst ging mit seinem alten, verhafteten Freund Paolo in die Schreibstube, die zu diesem Zeitpunkt noch unbesetzt war.

Zur Überraschung von Paolo nahm Luigi gleich dem Gefangenen die Handschellen ab und bat ihn Platz zu nehmen.

„Jetzt sag mir einmal, was soll das Theater?“, fragte Paolo mit brüchiger Stimme.

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„Du musst entschuldigen, ich war mehr oder

weniger gezwungen, dich öffentlich abzuführen.“

„Warum denn das?“

„Du wirst beschuldigt, am Tode deiner Frau Lisa beteiligt zu sein. Angeblich ist sie keines natürlichen Todes gestorben. Da kommen einige Dinge zusammen, die auf dich als Gattenmörder hindeuten.“

„So ein Unsinn!“, warf Paolo ein.

„Nun, mein Lieber, dazu muss ich dir einige interne Ermittlungsergebnisse sagen, damit du weißt, wieso ich zu dieser Festnahme erst einmal gezwungen war….Es ist allgemein bekannt, dass in eurer Ehe sehr oft gestritten wurde…“

„Das wird doch in allen Ehen.“, warf Paolo ein.

„Ja, beruhige dich und lass es dir weiter erklären. Sowohl Pater Petro, als auch mein Kollege von der Stadtverwaltung, der Domiti hegten einen Verdacht gegen dich, weil du auch öffentlich und in deinem Bekanntenund Freundeskreis öfter geäußert hattest, du würdest deine Frau am liebsten umbringen, nachdem sie dich ständig malträtiert und geärgert hat.“

„Das war doch nur so dahingesagt!“ sagte Paolo.

„An dieser Stelle muss ich dir…“ sagte Luigi und setze eine wichtiger Mine auf „… eine interne Mitteilung machen, die du aber absolut für dich

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behalten musst.“

„Natürlich, du kannst dich auf mich verlassen“, versicherte der Angesprochene.

„Viola Teofania, die Pflegerin, die bei deiner kranken Frau etliche Wochen tätig war, wird von uns seit längerem beobachtet. In verschiedenen Haushalten, wo sie ebenfalls als Haushaltshilfe oder Krankenpflegerin tätig war, gab es bei einigen eigentümliche Todesfälle, sodass nun, nach dem Vorfall bei dir im Haus, sich der Verdacht immer mehr aufdrängte, dass sie, auf welche Weise auch immer, den Tod einiger Personen absichtlich herbeiführte“.

Paolos Augen wurden größer und größer und er fragte

„Hat man nicht festgestellt, auf welche Weise sie das gemacht hat?“

„Das ist eine schwierige Angelegenheit…“, sagte Luigi „… die Gerichtsmedizin hat bei einigen Personen eine Obduktion der Leichen vorgenommen ohne dass man feststellen konnte, ob es sich um einen natürlichen oder um einen gewaltsamen Tod gehandelt hätte. Hinzu kam -und das verstärkte unseren Verdacht - dass in einem der Fälle eine ältere Frau starb, nachdem bekannt war, sie wollte kurz vorher ihr Testament ändern. Bei zwei anderen Fällen war, wie bei dir,

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eine Zerrüttung der Ehe feststellbar. Einmal starb der Ehemann und das andere Mal starb eine unduldsame Ehefrau.“

Luigi stand auf, reichte seinem versehentlichen Delinquenten die Hand, fasste ihn an der Schulter und sagte

„Nichts für ungut mein Freund, aber du weißt nun, weshalb ich gezwungen war, dich öffentlich abzuführen. Du bleibst jetzt hier noch ein paar Stunden in der hinteren Stube und schleichst dich dann durch den Hinterausgang des Gebäudes wieder nach Hause. Wir werden sehen, wie sich die Sache weiterentwickelt.“

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***

Palermo hat eine reiche Geschichte. Die Stadt galt schon im Mittelalter als Hauptstadt Siziliens zusammen mit dem Königreich Neapel und wurde durch die Bourbonen regiert. Palermo blieb allerdings immer im Schatten Neapels. Auch kulturell trat Palermo hervor. Die kulturelle Blütezeit unter den Normannen dauerte an, als 1194 die Staufer die Macht übernahmen. Friedrich II. baute die Stadt zur glanzvollen Residenz aus und gründete die Sizilianische Dichterschule.