Inhaltsverzeichnis
Jean Paul Getty | Seite 8 |
Evita Peron | Seite 53 |
Konrad Adenauer | Seite 85 |
Queen Victoria | Seite 97 |
Joseph Goebbels | Seite 131 |
Immanuel Kant | Seite 151 |
Martin Luther | Seite 162 |
Das ist ein Gespräch mit dem - zu seiner Zeit -, reichsten Mann der Welt, wie es stattgefunden haben könnte. Alle hier wiedergegebenen Antworten sind schriftlich überliefert, bzw. ihrem Sinn nach aus seiner Biografie hergeleitet.
Die Fragen wurden vom Autor eingepasst.
Der Titel zitiert einen Ausspruch von Getty, vom Autor leicht abgeändert, er heißt in Wirklichkeit „Früh aufstehen, viel arbeiten und auf Öl stoßen!“
Jean Paul Getty wurde am 15. Dezember 1892 in Minneapolis, Minnesota, USA geboren. Er starb am 6. Juni 1976 in Surry, Großbritannien.
Getty war ein US-amerikanischer Öl-Tycoon, ein Industrieller und Kunstmäzen. Zu seiner Zeit war er wohl die reichste Person der Welt, denn 1966 belief sich sein Vermögen auf 1,6 Milliarden US-Dollar, was kein anderer außer ihm erreichte. Getty war der Gründer der Getty-Oil-Company, die seit 1984 zu Texaco Inc. gehört.
Neben seiner erfolgreichen unternehmerischen Tätigkeit war er auch ein bekannter Kunstsammler und Mäzen. Er gründete 1953 die Stiftung Jean-Paul-Getty-Museum-Trust, die bis heute Träger des Paul-Getty-Museums ist.
Am 10. Juli 1973 wurde sein Enkel John Paul Getty III., Sohn von John Paul Getty II. als 16-Jähriger in Rom entführt. Getty, als Großvater, weigerte sich zunächst Lösegeld zu bezahlen, da er mutmaßte, die Entführung wäre nur vorgetäuscht. So schnitten die Entführer Jean-Paul ein Ohr ab und schickten es an eine Zeitung. Daraufhin bezahlte Getty ca. 3 Millionen US-Dollar. Durch Medienberichte wurde bekannt, dass er von seinem Sohn verlangte, ihm 800.000 US-Dollar mit Zinsen zurückzubezahlen.
1985 gründete Getty, wie erwähnt, den sogenannten Get-ty-Trust. Dieser ist die weltweit größte kulturelle und philanthropische Organisation, die sich der bildenden Kunst widmet. Naturschutz, Veröffentlichungen, Ausstellungen, Stipendien-Initiativen, Schulungsprogramme und andere Maßnahmen unterstützt der Trust. Es wird versucht, die Natur-schutz-Praxis und die kunsthistorische Forschung nachhaltig zu verbessern und das Wissen und die Wertschätzung von Kunst beim Publikum aller Altersgruppen zu fördern.
Frage: „Mr. Getty, was denken Sie über den Begriff Geld?
Getty: Über Geld spricht man nicht – Geld hat man!“
Frage: „…. dann lassen Sie mich so fragen, in welchen Verhältnissen sind Sie aufgewachsen?“
Getty: „Ein großes Vermögen und die Probleme die das für seine Besitzer mit sich bringt, waren für mich nichts neues. Sie müssen sich vorstellen, ich war bereits in der zweiten Generation von Millionären geboren. Mein Vater George Franklin Getty hatte mit den Einnahmen aus dem Ölboom von 1903 in Oklahoma begonnen, das Familienvermögen aufzubauen. Aber genau wie es bei einem großen Baum schwierig ist, sich den Schössling vorzustellen, aus dem er ursprünglich einmal gewachsen ist, verdeckt die Größe meines Vermögens natürlich das seine.“
Frage: „Glauben Sie, dass Sie zu Ihren Milliarden gekommen wären ohne das Vermögen Ihres Vaters?“
Getty : „Ohne das Vermögen meines Vaters und dessen Reichtum, wäre das nicht möglich gewesen.“
Frage: „Wie war das Verhältnis zu Ihren Eltern?“
Getty: „Ich wurde als Kind von meiner Mutter nie umarmt. Sie behandelte mich zwar fürsorglich, etwas übertrieben fürsorglich, achtete jedoch streng darauf mir nicht allzu viel Liebe zu schenken. Sie hatte Angst davor, mich wie meine Schwester in jungen Jahren, zu verlieren.“
Frage: „Wurden Familienfeiern im Kreise ihrer Familie veranstaltet?“
Getty: „Es gab keine Geburtstagsfeiern oder einen Weihnachtsbaum. Deshalb galt auch mein einziges Interesse meiner Briefmarkensammlung und mein bester Freund war ein Mischlingshund mit dem Namen Jip.“
Frage: „Wie hat sich das auf Ihr späteres Leben ausgewirkt?“
Getty: „Ich könnte mich als klaustrophobisch bezeichnen. In Bezug auf meine Kindheit, glaube ich, bin ich aus diesem Grunde immer ein Einzelgänger geblieben. Ich habe gelernt, meine Gedanken und auch meine Gefühle für mich zu behalten. Ich war schon frühzeitig in der Lage, den Ausdruck meiner Gefühle umfassend zu kontrollieren. Ich fühlte mich auch nie ganz wohl in der Familie, so blieb ich ständig in Bewegung und habe mich wohl aus diesem Grunde auch bis ins hohe Alter nirgendwo dauerhaft niedergelassen.“
Frage: „War ihr Vater ein ausgeglichener Mensch?“
Getty : „Mein Vater George Franklin Getty hatte keinen Grund unglücklich zu sein. Sein Geschäft florierte; sein Haus in Minneapolis war in Ordnung.
Als ich zehn Jahre alt war, zogen wir nach Bartlesville. Das war eine winzige Stadt, es gab ein Pferd und ein paar
Einwohner. Freilich konnte man nicht ahnen, welch enorme Folgen dieser Umzug haben würde.
Dank der überraschenden Ölfunde in Oklahoma befand sich Bartlesville am Beginn eines immensen Geschäftstreibens. Unter der unfruchtbaren Erde lag eines der größten Ölvorkommen der gesamten Vereinigten Staaten. Da war mein Vater also genau zur richtigen Zeit dorthin gekommen, um zu profitieren.“
Frage: „Meinen Sie, dass man, um Ölvorkommen zu finden, eine Vorahnung braucht?“
Getty: „Ich glaube schon, dass es Leute gibt, die ein heimliches Gespür für natürliche Ölvorkommen haben. Und ich meine schon, dass mein Vater dazu gehört hatte.“
Frage: „Wie ging Ihr Vater vor?“
Getty: „Mein Vater zahlte zunächst 500 $ für die `Parzelle 50´, das war die Pacht für die Öl-Förderrechte auf 1.100 Morgen unberührter Prärie, etwas außerhalb von Bartlesville. Doch die Vorsehung hatte meinen Vater genau an die richtige Stelle geführt. Im Oktober desselben Jahres als auf `Parzelle 50´ nach Öl gebohrt wurde, stieß man beinahe sofort auf das erste Vorkommen und ein Jahr später sprudelten bereits sechs Ölquellen auf seinem Besitz.“
Frage: „Wie muss man sich den daraus erzielten Gewinn vorstellen?“
Getty: „Der Preis für den Rohstoff lag zu der Zeit bei 52 Cent pro Barrel, und die `Parzelle 50´ produzierte im Schnitt 100.000 Barrel im Monat. Das waren wirklich gute Aussichten!“
Frage: „Ihr Vater hatte doch sicherlich vorher schon ein finanzielles Polster?“
Getty: „Ja, mein Vater verfügte bereits über etliche Kapitalreserven aus seinem Versicherungsgeschäft, das er früher schon betrieb. Er kannte sich mit den Gesetzen aus und er führte seine Geschäfte, das muss ich sagen, ehrlich und aufopferungsvoll.“
Frage: „Welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihren Vater?“
Getty: „Mein Vater hatte es als Gründer von Minnehoma (eine Ölund Gasfirma) als selbstverständlich betrachtet, dass ich als sein Sohn in sein Geschäft eintrete und ihm schließlich in der Firmenleitung nachfolgen würde. Er legte mir als ich noch ganz klein war sogar nahe, vom Taschengeld zwei Aktien von Minnehoma zu kaufen und als er mir die Aktienurkunden überreichte, sagte er `jetzt arbeite ich für dich´. Es war eine Angewohnheit meines Vaters Weisheiten weiterzugeben wie diese: `Ein Geschäftsmann kann immer nur so gut sein, wie die Informationen, die er bekommt.´ Das war nur eine von vielen. Eine andere lautete: `Lass deine Taten lauter sprechen als deine Worte´.“
Frage: „Interessierte Sie seit diesem Zeitpunkt wenigstens das Ölgeschäft?“
Getty: „Nein, ich konnte mich von den Worten meines Vaters nicht begeistern lassen. Ich hatte eigene Interessen. Immerhin muss ich betonen, mein Vater war ein großer Mann und ein richtiggehender Philosoph. Er hat mir alles beigebracht was ich weiß.“
Frage: „Und der Einfluss Ihrer Mutter?“
Getty : „Charakterlich, glaube ich, war ich meiner Mutter wesentlich ähnlicher als meinem Vater. Ich wurde später oft verspottet wegen meiner stets gemessenen Ausdrucksweise; diese rührte aber wahrscheinlich daher, dass meine Mutter aufgrund ihrer früh eingetretenen Taubheit eine gewisse Isolierung hinnehmen musste.“
Frage: „Wie hielten es Ihre Eltern mit der Religion?“
Getty: „Meine Eltern waren sehr religiös. Ich selbst hielt nicht sehr viel vom Christentum. Meine einzige Leidenschaft galt dem Lesen. Im Alter von 10 Jahren hatte ich bereits Bücher von G.A.Henty entdeckt. Hanty hatte als Autor von Abenteuer-Geschichten für Jungen eine ganze Generation von viktorianischen Schulkindern begeistert, indem er sie aus der Langeweile ihrer verstaubten Klassenzimmer in die farbenfrohen Epochen der Geschichte entführte.“
Frage: „Wann zogen Sie ein weiteres Mal um?“
Getty: „Da mein Vater schnell immer reicher und reicher wurde und oft auf Reisen in Oklahoma war, beschloss meine Mutter, dass es an der Zeit wäre, noch einmal umzuziehen... von den weiten Feldern und den eiskalten Wintern in Minnesota ins sonnige Kalifornien. Sie behauptete nämlich, dass sie gesundheitlich doch sehr angeschlagen sei und deshalb Wärme und einen schnellen Tapetenwechsel brauchte. Mein Vater stimmte ihr zu.“
Frage: „Auf welche Stadt fiel Ihre Wahl?“
Getty: „Nachdem meine Eltern San Diego besucht hatten und diese Stadt für sehr provinziell befunden hatten, beschlossen sie ein Grundstück am gerade erst neu erschlossenen South Kingsley Drive zu kaufen, direkt an der Kreuzung zum Wilshire Boulevard, der noch gar nicht gepflastert war und noch außerhalb der Stadtgrenze von Los Angeles lag. Dort bauten meine Eltern ein Haus.
Da es zu dieser Zeit noch keine Hörhilfen gab, war es nicht nur für meine Mutter, sondern für die ganze Familie schwer mit einer so antisozialen Beeinträchtigung fertig zu werden. Es war deshalb schwierig unserem Umfeld offen und freundlich entgegenzutreten. Also mussten wir uns mehr als je zuvor auf uns selbst besinnen.
Wir waren selbstgenügsam und zurückgezogen lebende Leute. Ich lernte diese Gewohnheiten früh und pflegte sie mein Leben lang, um sie auch einigen meiner Kinder weiter zu geben.“
Frage: „Sie haben in Oxford studiert?“
Getty: „Ich habe mich frühzeitig gerüstet nach Europa zu gehen. Diese Europareise hatte, das kann ich sagen, eine ganz eigene tiefgehende Wirkung auf mich, aber nicht in der Art und Weise, wie meine Eltern sich das vorgestellt hatten.
Ich ging also allein auf die Reise. Ich hatte meinen Vater überredet, ein Schreiben von einem früheren Rechtsanwalt-Kollegen zu erbitten. Das war William Howard Taft, zu der Zeit zufällig der republikanische Präsident der USA.“
Frage: „Welche Erwartungen stellten Sie an diese Reise?“
Getty: „Als ich in Europa, besser gesagt in England, angekommen war, beschaffte ich mir umgehend einen gebrauchten Mercedes, und bestellte sogleich bei einem Maßschneider in der Savile Row mehrere Anzüge. Dann machte ich mich auf den Weg zur Universität von Oxford. Ich kam im November dort an, als das Semester bereits begonnen hatte.“
Frage: „War es für Sie einfach dort aufgenommen zu werden?“
Getty: „Oxford war vor dem Ersten Weltkrieg eine mehr oder weniger geschlossene Gesellschaft. Als unbekannter junger Amerikaner, noch dazu ohne besondere gesellschaftliche Verbindungen und obwohl ich weder meine Studien in Los Angeles, noch die Berkeley
abgeschlossen hatte, hatte ich es nicht leicht.
Nun, ich war nicht besonders versessen darauf in Oxford zu studieren. Ich wollte das Recht mich als Oxford-Absolvent bezeichnen zu dürfen. Dank des Briefes vom Präsidenten der USA wurde ich jedoch zum Präsidenten des damals sehr vornehmen Magdalen Colleges vorgelassen. Ich wurde nicht akademisches Mitglied der Saint Catherine's Society, die noch kein Mitglied des akreditierten Oxford College war. Immerhin hatte ich die Erlaubnis Vorlesungen zu besuchen, die mich interessierten.“
Frage: „Welche persönlichen Verbindungen konnten Sie knüpfen?“
Getty: „Der erste gute Freund, den ich am Magdalen fand, war der Earl von Portarlington, George Dawson-Damer. Wir haben einander David und Paul genannt, und uns verband eine enge herzliche Freundschaft, die fast ein halbes Jahrhundert lang gehalten hat. Einige meiner Freunde aus dem Magdalen College luden mich gern, als reichen, jungen Kalifornier, zu sich nach Hause ein, um gemeinsam mit mir das damals ganz moderne Freizeitvergnügen dieser Zeit zu genießen, das hieß das Edwardianische Wochenende, wofür sich alle Teilnehmer im Stil dieses Zeitalters verkleiden mussten. Später konnte ich feststellen, dass die Häuser, die ich auf diese Weise besuchen konnte, häufig hochherrschaftliche Landsitze waren, die in den letzten Zügen der Edwardianischen Aera gerade noch ihre Glanzzeit erlebten.“
Frage: „Welche Rolle spielte Sex in diesen Jahren für Sie?“
Getty: „Nach den Maßstäben der Gettys war es eine ernstzunehmende Sünde, über Sex überhaupt nur zu sprechen. Eine solche Sünde brachte uns schnell auf Kollisionskurs mit allen, die sich strikt, wie meine Eltern, an die puritanischen Glaubensregeln hielten.“
Frage: „Sie gingen stets gerne auch mit Ihrer Familie, auf Reisen und wohnten am liebsten in Hotels?“
Getty: „Die Reisen der Gettys waren mehr dynamisch als genussorientiert. In Paris beispielsweise wohnten wir 14 Tage lang im Hotel Continentale - ein Lieblingsplatz von Handlungsreisenden und Geschäftsleuten aus der Mittelschicht - und wir wohnten eben nicht im Ritz, obwohl mein Vater sich das mit Leichtigkeit hätte leisten können. Dann fuhren wir weiter staubige Straßen entlang nach Monte Carlo, nach Rom, Genf und Amsterdam, ehe wir uns wieder auf den Weg zum Ärmelkanal machten, um London anzusehen. Anschließend ging es mit dem Linien-Kreuzer Aquitania nach New York zurück. Für mich war diese holprige Reise eine prägende Erfahrung. Ich liebte das Reisen und ich genoss